Ein kleiner Teil von mir befürchtete, dass Island seinem spektakulären Ruf nicht gerecht werden könnte, dass ich vielleicht schon alles auf Instagram gesehen hatte. Aber Island bewies, dass es so viel mehr ist. Mein kleiner Van und ich verbrachten viel Zeit damit, die unbekannteren F-Straßen zu erkunden. Kein Foto auf einem Bildschirm könnte dem Rauschen eines Wasserfalls oder dem feinen Sprühnebel auf meinem Gesicht gerecht werden. Und auch die Ringstraße war alles andere als eintönig, als ich erst einmal auf ihr unterwegs war.
Es schien, als wollte mir eine uralte Kraft die Macht des Ortes, des Daseins, demonstrieren. Eines Abends, als ich für eine abgelegene Wanderroute die Straße F-35 hinauffuhr, blieb mein Van liegen, was mich – glücklicherweise - so lange aufhielt, dass ich von einem Vulkanausbruch 150km entfernt hörte. Als der Van wieder lief, fuhr ich direkt dort hin. Ich war beeindruckt von der Organisation der Rettungskräfte, die für die allgemeine Sicherheit sorgten. Ab 23.30 Uhr saß ich die ganze Nacht in der Hitze des Vulkans und beobachtete, wie ein Teil Islands sich neu formte.
Das war, ohne Zweifel, das Highlight meines Trips, aber für mich ist Island eine reichhaltige Quelle intensiver Erinnerungen. Wie die 4-Tage-Wanderung zum unbewohnten Hornstrandir Naturreservat im Nordwesten, sonst nur per Boot zugänglich. Die Realität, wirklich in der Wildnis zu sein, wurde mir erst bewusst, als am ersten Tag Nebel und Schnee einsetzten und ich dachte: "Ich will hier nicht sterben". Aber wie alle Stürme, ging er vorüber und ich wurde mit spektakulären Sichtungen von arktischen Füchsen am Strand belohnt.
Der Van bewies seine Standhaftigkeit, besonders während meiner ersten Flussquerung. Mit wenig Überlandfahrerfahrung erreichte ich Landmannalaugar früh, um wie empfohlen von der ruhigeren Strömung zu profitieren. Letztendlich musste ich die Querung allein meistern, schickte eine Drohne hoch, um meine Überfahrt zu filmen, sicherte mich selbst mit einem Sicherheitsgurt und hoffte auf das Beste.
Es gab auch Momente, die meine Widerstandfähigkeit testeten, zum Beispiel als ich mein Zelt auf vulkanischem Sand aufstellte und von tosenden Winden geweckt wurde, oder bei der fünftägigen Wanderung zur Askja-Caldera, die durch Winde mit 150 km/h unterbrochen wurde. Die größte Herausforderung in Island war nicht der Regen - damit rechnet man im Nordatlantik - sondern vielmehr der überwältigende Wind, der einige Unternehmung beschwerlich machte.
Ich hoffe, dass alle Reisenden daran denken, dass die Natur im Nordatlantik wirklich wild ist. Auch wenn du an einigen Orten den Warnschildern vielleicht nur einen Teil deiner Aufmerksamkeit schenkst, stehen diese dort aus gutem Grund. Meine Zeit in Island ist gefüllt mit wundervollen Erinnerungen an intensive Erlebnisse, aber mitansehen zu müssen, wie Touristen am Reynisfjara Beach von Sneaker Wellen eingeschlossen wurden, gehört definitiv nicht dazu. Einer schaffte es nicht zurück an Land. Ein Abenteuer sollte niemals auf Kosten der Sicherheit gehen.