Vanlife-Abenteuer im Norden

Als ich, Chloé Ferrari, mich zu der Island Reise entschloss, hieß mich das Land der Sagen mit offenen Armen willkommen – mit dem Leuchten vulkanischer Eruptionen, Mitternachtssonne, tosenden Stürmen und entfesselter, ungefilterter Natur in ihrer einzigartigen, manchmal tückischen Schönheit.

Ich bin 27 Jahre alt und arbeitete damals in Paris für das Dienstleistungsunternehmen PwC, als mich der Ruf der Wildnis auf Roadtrip lockte. Seit 2019 arbeite ich als freiberufliche Kommunikationsberaterin von unterwegs in meinem Van und habe zwei Bücher über das Van Leben in Frankreich geschrieben, davon „Drive Your Adventure“ in Kooperation mit Volkswagen.

Als die Frage aufkam, wohin es als nächstes gehen sollte, wusste ich, dass es die nordische Region sein musste. Durch kleine Einblicke auf Instagram und in Reise-Blogs übte Island eine magnetische Anziehungskraft auf mich aus. Da die hektische Atmosphäre an Flughäfen nicht meiner Art zu reisen entspricht, habe ich durch Online-Recherche herausgefunden, dass ich mit meinem Van an Bord der Smyril Line Fähre Norröna nach Island reisen kann. Die Tickets habe ich im August 2021 gebucht und am 24. Mai brach ich nach Island auf.

Eine sanfte Reise

Ich erwartete eine triste Autofähre, wurde aber angenehm überrascht, als ich entdeckte, dass die Norröna mehr an ein Kreuzfahrtschiff erinnert, mit Fitnessraum und Bibliothek, sowie guten kostengünstigen vegetarischen Essensalternativen. Vom oberen Deck-Bistro, Laterna Magica, genoss ich auf dem Weg nach Norden die Mitternachtssonne und auf dem Rückweg nach Süden den Sternenhimmel über dem Meer. Ich habe mich bewusst gegen das verfügbare W-Lan und stattdessen für den persönlichen Kontakt mit anderen Reisenden an Bord entschieden. Wir stießen an Bord auf unsere Reise an, ohne zu wissen, dass sich unsere Wege in Island noch viele Male kreuzen würden. Diese Verbindungen habe ich während des Abenteuers sehr geschätzt.

Die Einfahrt in Seyðisfjörður war magisch. Es war eine erholsame Erfahrung mit Norröna zu reisen, keine chaotischen Sicherheits- oder Boardingschlangen, kein verrückter Ansturm auf eine große laute Stadt bei der Ankunft. Einfach ein friedliches Willkommen in einem kleinen gemütlichen Dorf, am Fuße majestätischer Berge, der perfekte Start in mein Islanderlebnis.

Island

Ein kleiner Teil von mir befürchtete, dass Island seinem spektakulären Ruf nicht gerecht werden könnte, dass ich vielleicht schon alles auf Instagram gesehen hatte. Aber Island bewies, dass es so viel mehr ist. Mein kleiner Van und ich verbrachten viel Zeit damit, die unbekannteren F-Straßen zu erkunden. Kein Foto auf einem Bildschirm könnte dem Rauschen eines Wasserfalls oder dem feinen Sprühnebel auf meinem Gesicht gerecht werden. Und auch die Ringstraße war alles andere als eintönig, als ich erst einmal auf ihr unterwegs war.

Es schien, als wollte mir eine uralte Kraft die Macht des Ortes, des Daseins, demonstrieren. Eines Abends, als ich für eine abgelegene Wanderroute die Straße F-35 hinauffuhr, blieb mein Van liegen, was mich – glücklicherweise - so lange aufhielt, dass ich von einem Vulkanausbruch 150km entfernt hörte. Als der Van wieder lief, fuhr ich direkt dort hin. Ich war beeindruckt von der Organisation der Rettungskräfte, die für die allgemeine Sicherheit sorgten. Ab 23.30 Uhr saß ich die ganze Nacht in der Hitze des Vulkans und beobachtete, wie ein Teil Islands sich neu formte. 

Das war, ohne Zweifel, das Highlight meines Trips, aber für mich ist Island eine reichhaltige Quelle intensiver Erinnerungen. Wie die 4-Tage-Wanderung zum unbewohnten Hornstrandir Naturreservat im Nordwesten, sonst nur per Boot zugänglich. Die Realität, wirklich in der Wildnis zu sein, wurde mir erst bewusst, als am ersten Tag Nebel und Schnee einsetzten und ich dachte: "Ich will hier nicht sterben". Aber wie alle Stürme, ging er vorüber und ich wurde mit spektakulären Sichtungen von arktischen Füchsen am Strand belohnt.

Der Van bewies seine Standhaftigkeit, besonders während meiner ersten Flussquerung. Mit wenig Überlandfahrerfahrung erreichte ich Landmannalaugar früh, um wie empfohlen von der ruhigeren Strömung zu profitieren. Letztendlich musste ich die Querung allein meistern, schickte eine Drohne hoch, um meine Überfahrt zu filmen, sicherte mich selbst mit einem Sicherheitsgurt und hoffte auf das Beste.

Es gab auch Momente, die meine Widerstandfähigkeit testeten, zum Beispiel als ich mein Zelt auf vulkanischem Sand aufstellte und von tosenden Winden geweckt wurde, oder bei der fünftägigen Wanderung zur Askja-Caldera, die durch Winde mit 150 km/h unterbrochen wurde. Die größte Herausforderung in Island war nicht der Regen - damit rechnet man im Nordatlantik - sondern vielmehr der überwältigende Wind, der einige Unternehmung beschwerlich machte.

Ich hoffe, dass alle Reisenden daran denken, dass die Natur im Nordatlantik wirklich wild ist. Auch wenn du an einigen Orten den Warnschildern vielleicht nur einen Teil deiner Aufmerksamkeit schenkst, stehen diese dort aus gutem Grund. Meine Zeit in Island ist gefüllt mit wundervollen Erinnerungen an intensive Erlebnisse, aber mitansehen zu müssen, wie Touristen am Reynisfjara Beach von Sneaker Wellen eingeschlossen wurden, gehört definitiv nicht dazu. Einer schaffte es nicht zurück an Land. Ein Abenteuer sollte niemals auf Kosten der Sicherheit gehen. 

Sicheres und budgetfreundliches Reisen

Ich empfehle allen Reisenden an Bord der Norröna zu reisen. Dies bedeutet, dass du deine ganze Wanderausrüstung und trockene Lebensmittel mitnehmen kannst, wodurch man wirklich etwas sparen kann. Für drei Monate in einem Van habe ich wahrscheinlich so viel ausgegeben, wie jemand, der eine 2-wöchige Flugreise gemacht hat, denn die Erlebnisse in der Natur sind meistens kostenfrei.

Die Weitläufigkeit der schönen Landschaften bedeutet aber auch, dass du niemals genug Zeit haben wirst, alles zu sehen. Mach dir im Voraus Gedanken, was du unbedingt erleben möchtest und buche die Aktivitäten im Vorfeld. Für mich war es die Wal-Beobachtung und ein Besuch bei den Papageientaucher in Vestmannaeyjar. Ich hatte Teleobjektive eingepackt, in der Hoffnung, einen Papageientaucher aus der Ferne festhalten zu können, aber am Ende entdeckten sie mich doch immer als Erstes.

Wanderungen in Island und auf den Färöern sind oft nicht sehr lang oder anspruchsvoll, aber plötzliche Wetterumschwünge können die geplante Zeit leicht verdoppeln. Denkt immer an warme Kleidung, geladene Handys, Stirnlampen und Decken – und ignoriert niemals Ratschläge der Einheimischen.

Wenn du länger als zwei Wochen bleibst, hol‘ dir die Island Campingcard, um Geld auf schönen Campingplätzen abseits der bekannten Strecken zu sparen. 

Überlege, ob du wirklich ein Allrad-Fahrzeug benötigst. Benzin ist teurer und 95% Islands und der Färöer Inseln sind auch mit einem regulären PKW zugänglich.

Die Färöer Inseln per Fahrrad zu erkunden ist auch eine tolle Option. Die Distanzen sind nicht weit und Fahrräder sind leicht auf den Fähren zwischen den Inseln zu transportieren.

 

Färöer Inseln

Ab dem Moment, wo ich die Färöer Inseln betreten habe, empfand ich ein unerwartetes Gefühl der Zugehörigkeit. In Tórshavn führte mich meine Suche nach dem Geschmack der Heimat ins Café Panamé, wo ein einfaches französisches Croissant zu einem langen Austausch mit dem Eigentümer führte. Die Stadt, mit ihren unterschiedlich bunten Dächern, ist eine großartige Mischung aus dem traditionellen und modernen Skandinavien.

Die Landschaften der Färöer Inseln sind einfach atemberaubend. Bei meinen Touren durch die vielen Tunnel, die die Inseln miteinander verbinden, war ich fasziniert von den dramatischen Wetterumschwüngen, die innerhalb weniger Augenblicke von sonnenbeschienenen Klippen zu nebelverhangenen Tälern führten. Trotz des manchmal unberechenbaren Wetters laden die vielen Wanderrouten zu Touren durch die üppige, unberührte Natur ein.

Meine Erinnerungen an die Färöer Inseln sind erfüllt von Bildern eines weitläufigen Himmelsarchipels, in dem die Zeit stillzustehen scheint und das intime Begegnungen mit der Umwelt ermöglicht, wie z. B. das Beobachten der Einheimischen bei der jahrhundertealten Tradition des Lufttrocknens von Fisch. Dieser Ort lädt dazu ein, die Seele baumeln zu lassen und in die heitere, einladende Atmosphäre einzutauchen. Besonders bezaubert haben mich die malerischen Dörfer Gjógv und Tjørnuvík, in denen das Leben in einem ruhigen Tempo verläuft. Hier sind die Entfernungen kurz, aber die Fahrten sind abwechslungsreich; jede Straße windet sich durch Landschaften, die so spektakulär sind, dass man innehalten, sich umschauen und genießen muss.

Die unauslöschlichen Eindrücke, die Island und die Färöer Inseln hinterlassen haben, sind ein Zeugnis für die raue, ungezügelte Schönheit der Natur. Diese ungezähmten und majestätischen Länder haben sich tief in mein Herz eingebrannt und mich daran erinnert, dass die Anziehungskraft der Wildnis wohl niemals enden wird, wir unsere Abenteuer jedoch auch mit Respekt und Demut angehen müssen.

Durch das Teilen meiner Reiseerfahrung möchte ich nicht nur das Fernweh, sondern auch eine tiefere Wertschätzung für die Welt, in der wir leben, wecken. Ich bitte künftige Reisende darum, bewusst und mit Bedacht vorzugehen, die Einzigartigkeit dieser Orte zu erleben und gleichzeitig ihre Zerbrechlichkeit und Herrlichkeit zu respektieren. Denkt daran, dass die wahre Schönheit des Abenteuers nicht in der zurückgelegten Strecke liegt, sondern in dem Respekt und der Ehrfurcht, mit der wir jeden Schritt der Reise machen.

 

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